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Dienstag,
6. Mai 2003
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"Wikinger"
verlassen Greifswald sehr enttäuscht
Veranstalter
lockte Schausteller mit falschen Versprechen
Die ganz große
Nummer sollte es werden, das Mittelalterspektakel "Der Alte
Tag". Vom 1. bis 4. Mai sollten 30 000 Besucher kommen. Nur
die Menschenmassen blieben aus. Nur 1000 Leute kamen.
Greifswald(OZ)
Schon das Konzert von Corvus Corax – eine Pleite. Statt der angeblich
im Vorverkauf an den Mann gebrachten 1600 Karten, die Veranstalter
Mathias Benicke versprach, kamen nur 300 Leute. 16 Tickets waren
vor dem Konzert verkauft, das stellte sich später heraus.
"Der Veranstalter hatte uns noch bis zuletzt alles andere
als die Wahrheit durchgestellt!", berichtet Wolfgang Rexroth,
Mitorganisator des Wikingerlagers frustriert. Damit war allen
Beteiligten klargeworden, dass die ausgehandelten Gagenverträge
so nicht erfüllt werden konnten. Somit fiel das Ensemble
der vielen Einzelengagierten auseinander. Gastronomie und Bühnentechnik
packten die Koffer. Ohne Bühne und ohne Gage waren natürlich
auch die angekündigten Künstler für Freitag- und
Samstagabend nicht bereit, aufzutreten. Letztlich blieben nur
die Wikinger einsam in ihrem Lager bis zum Sonntagmorgen. Wolfgang
Rexroth resümiert als Mitorganisator des Wikingerlagers am
Sonntagabend: "Unsere Leute haben gerade mal zehn Prozent
ihrer Kosten decken können."
Auch
der erfahrene Leipziger Gastronomie- und Bühnentechnikunternehmer
Jochen Rockstroh hat so ein Debakel noch nicht gesehen. Ihm schwante
Böses, nachdem es bereits beim Aufbau des Marktes unzählige
organisatorische Probleme im Verantwortungsbereich des Veranstalters
gab: "Und als der Schwindel mit den erfundenen Vorverkaufszahlen
für das Corax-Konzert rauskam, da hab ich gewusst: der Veranstalter
ist ein Spieler und ein Dilettant. Ein so riesiges und kostenintensives
Aufgebot an Attraktionen. Das war Größenwahn. Ich habe
bei meiner Anreise kein einziges Plakat gesehen. Und die Lage
des Veranstaltungsortes ist mehr als ungünstig. Da hab ich
für mich dann am Freitagmorgen, nachdem der Veranstalter
uns gar kein Geld zahlen konnte, den Schlussstrich gezogen und
dem Elend ein Ende gemacht."
Der
Veranstalter, muss sich allerdings fragen, was falsch gelaufen
ist. Seine Idee, ein Mittelalterspektakel parallel zum traditionellen
Volkstrubel des 1.Mai zu organisieren, hätte klappen können.
Doch viele haben den Veranstaltungsort nicht gefunden, obwohl
sie in direkter Nachbarschaft umherflanierten. Auf OZ-Anfrage
gibt Benecke dem abgereisten Gastronomie- und Technikanbieter
Rockstroh die Schuld. Zu den von ihm ins Spiel gebrachten Vorverkaufszahlen
wollte er keine Aussage machen. Seine schöne Idee, Greifswald
ein hochwertiges und seltenes Fest zu schenken und gleichzeitig
abzusahnen, ohne solide investieren zu müssen, löste
sich unter Sturmböen und Regenfällen im Nichts auf.
Ganz bestimmt aber nicht nur des Wetters wegen. Und eine weitere
Gewitterfront droht. Denn dann wird eventuell vor Gericht entschieden
werden müssen, wer welche Unkosten zu tragen hat.
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Da
half den zurückgebliebenen Wikingern nur noch eins:
Met trinken wegen des vermasselten Saisonstarts.
Foto:
R.Tremmel
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ROBERT TREMMEL
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